13.06.2021 - 18.07.2021
Der Kunstverein nimmt in diesem Jahr am Klangkunstfestival INTRAREGIONALE teil!
Die Berliner Künstlerin Daniela Fromberg und der Berliner Künstler Stefan Roigk haben auf dem Wertstoffhof in Bissendorf in einem Container ihre Installation „Das Kabinett des industriellen Elends“ aufgebaut. Zu den Öffnungszeiten des Wertstoffhofes kann sie ab dem 15.6. – 18.7. besucht werden. Ein ungewohnter Ort für Kunst, schauen Sie mal vorbei!
Am Samstag, den 26.6. veranstaltet der Kunstverein ein Künstlergespräch.
Dazu treffen sich die Teilnehmenden um 13 Uhr vor dem Tor des Wertstoffhof in Bissendorf (Auf der Haube, 30900 Wedemark). Die Installation wird gemeinsam besucht und danach geht es zurück zum Verein imago ( Am Markt 1, 30900 Bissendorf) wo unter Moderation von Vera Burmester ein Gespräch mit der Künstlerin und dem Künstler stattfinden wird.
Bitte parken Sie außerhalb des Wertstoffhofgeländes! Es besteht Maskenpflicht vor Ort.
„12 Orte, 12 Installationen, über 30 Veranstaltungen – vom 13. Juni bis zum 18. Juli bringt die „IntraRegionale 2021“ die Region Hannover zum Klingen. Künstlerinnen und Künstler aus Deutschland, Österreich und Großbritannien entwerfen akustische Werke für ungewöhnliche Schauplätze vom Parkhaus über einen Wertstoffhof bis hin zur Wunderkammer. Ein umfangreiches Begleitprogramm macht Lust aufs Hin- und Zuhören, aufs Erleben und Ausprobieren.
Kuratiert wurde die Ausstellung von einem Verbund von zehn Kunstvereinen und einer städtischen Galerie, der nach 2016 nun zum zweiten Mal die „IntraRegionale“ in der Region Hannover organisiert.
Das Programm aus Konzerten, Vorträgen, Klang-Workshops und Touren hat die Hörregion Hannover in Kooperation mit der„IntraRegionale 2021“ und vielen weiteren Partnerinnen und Partnern entwickelt.
Komplettiert wird das Klangkunstfestival von Studierenden der Hochschule Hannover.
Die „IntraRegionale 2021“ – das ist eine Einladung, vertraute und geheime Orte mit den Ohren zu entdecken, den akustischen Sinn zu schärfen und einen Monat lang Klangkunst zu genießen. Ohren auf!“
( aus dem Flyer zur INTRAREGIONALE)
Das Kabinett des industriellen Elends – Klanginstallation
„(…) Auf Wertstoffhöfen sammelt sich all das, was defekt, was überflüssig, was in den Augen der Besitzer überholt und nicht mehr brauchbar erscheint, was einst zur Verpackung der Dinge gehörte oder schlichtweg der weiteren Verwahrung als nicht würdig empfunden wird. Das Wegwerfen – so lernen wir es von kleinauf – gehört zu den Dingen! Es beschließt einen Zyklus. Geräte haben eine bestimmte Lebensdauer, hören wir von der Industrie. Unsere eigenen Erfahrungen sagen uns aber auch: diese Dauer umfasst mehr als die bloße Nutzung der Dinge. Denn Dinge haben eine Geschichte, sie begleiten uns für eine gewisse Zeit, sie gehören zu uns und das bedeutet, sie können auch etwas über uns erzählen.
»Das Kabinett des industriellen Elends« spielt mit eben diesen Narrativen. Die feine Ironie, die im Titel der Installation mitschwingt, zielt jedoch nicht nur auf den Umgang mit den Dingen, mit denen wir uns umgeben, sie verweist auch auf das Material, mit dem Fromberg und Roigk arbeiten. Sie hauchen diesen »Lost Souls« unserer Alltags, so die Künstler*innen, neues Leben ein, indem sie ganz bewusst auf deren physische Präsenz verzichten. Fromberg und Roigk arbeiten mit präzise gestalteten Artefakten. Die Styroporskulpturen an den Wänden entpuppen sich beim genaueren Hinsehen als kunstvoll gearbeitete Assemblagen von Styroporverpackungen, die nur erahnen lassen, welchen Dingen genau diese Verpackungen einst als Schutz vor Bruch und Beschädigung dienten. Die collageartige Anordnungen und das räumliche Arrangement lassen bewusst Raum für die individuelle Imagination und Interpretation.
Ebenso abstrakt erscheinen die Klänge. Grundlage der Komposition sind die Geräusche älterer, zum Teil tatsächlich »defekter« Elektrogeräte: einer Kaffeemaschine, eines Rasierapparates, einer Munddusche, eines Kassettenrekorders, eines Walkmans, eines Föns, einer Küchenmaschine. Ihre rein akustische Präsenz wird durch das kompositorische Arrangement in mehreren, räumlich differenzierten Tonspuren weiter abstrahiert. Fromberg und Roigk lassen die Klänge über Körperschallerreger an den Styroporskulpturen abspielen, sodass sie die Skulpturen als stoffliche Körper akustisch aktivieren. Zudem regen sie auch den Container selbst über Körperschallerreger an den Metallwänden an – mit metallisch-schabenden, quietschenden oder tief halligen Klängen, die sie am Container aufgenommen und bearbeitet haben. Die Körper genauso wie ihr Behälter dienen so als Resonatoren und akustische Filter zugleich. »Die Umverpackungen und Geräusche sind (negative) Abformungen der Geräte und bilden,« so Fromberg und Roigk, »als neuer Klangkörper eine imaginäre Präsenz der Dinge«.
Auf diese Weise greift »Das Kabinett des industriellen Elends« durch das eingesetzte Material die Atmosphäre und die spezifische Geräuschkulisse des Wertstoffhofs zwar auf. Gleichzeitig aber geht das Kabinett durch die Komposition über das rein Faktische des Reellen hinaus. Die Installation erschafft einen immersiven und sich ständig ändernden Klang- und Objektraum, dessen vielperspektische Dimensionen sich erst nach und nach zeigen. Es lohnt sich also zu verweilen. Die »Lost Souls« der Industriekultur sprechen zu uns!“
( Auszug aus dem Text von Markus Steffens)