Vernissage: Sonntag, 24. 01. 2016; geöffnet bis 15.00 Uhr
Künstlergespräch: Sonntag, 14. 02. 2016, 15.00 - 16.00 Uhr; geöffnet bis 17.00 Uhr
Finissage: Sonntag, 06.03. 2016, geöffnet von 15.00 - 17.00 Uhr
Ausstellungsfotos: Margrit Gehrold
Vernissagefotos: Ulrich Spielmann
Mit dieser Ausstellung geben wir erstmals einen Überblick über verschiedene Schaffensphasen der hannoverschen Malerin Christiane Mauthe - von Materialbildern der Achtziger zu Collagen und Streifenbildern der Neunziger, über Schriftbilder bis hin zu neuesten Arbeiten aus 2015. Zu entdecken sind in je unterschiedlichen Werkfolgen Veränderungen, Entwicklungen, Vorlieben und Korrespondenzen ...
Kontinuität und Wiederkehr in den Arbeiten von Christiane Mauthe
Seit den 90er Jahren kristallisiert sich in den den Bildern und Objekten von Christiane Mauthe ein methodisches Vorgehen heraus. Schon in den in gelber und blauer Farbe gearbeiteten Collagen und Malereien wird das Interesse an Bildern, die eine offene Struktur haben, deutlich. Es geht nicht mehr um eine Form im Bild, die über eine Art von Komposition zum Ganzen in ein Spannungsverhältnis gesetzt wird, sondern das Bild erweist sich als Kontinuum.
Es war der polnische Maler Wladislaw Strzeminski, der eine Theorie des „Unismus“ entwickelte, wonach „das Bild als eine auf sich selbst beziehende Einheit“ aufgefasst wird. Das war Ende der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts. Später wurde der Gedanke in der Vorstellung eines „All-Overs“ wieder aufgegriffen. In dieser Tradition steht auch die Kunst von Christiane Mauthe. Die Bildfläche ist überall gleichwertig, es gibt keine Steigerungen, keinen Höhepunkt, auf den alles hin strebt. Das Bild ist überall das Ereignis und die Gesamtheit auch wiederum Ausschnitt.
Wer auf der einen Seite Verzicht übt, muss auf der Anderen etwas hinzufügen, die Reduktion rechtfertigen. Das geschieht hier über komplexe malerische und sonstige technische Verfahren. Die Arbeiten entstehen in einem lang angelegten Prozess. Überhaupt, Malerei ist hier Prozess des Abdeckens, Übermalens, ein Übereinanderschichten, Freilegen oder Aussparen. Um die subtilen Wirkungen zu erzielen, wird in Phasen, die genau eingehalten werden müssen, gearbeitet. Gemalt wird auf Papier mit Acrylfarbe, die wie bekannt, wasserlöslich ist. Dabei wird mit den reinen, leuchtenden Grundfarben begonnen und mit jeder weiteren Schicht etwas von der Vorhergegangenen stehen gelassen, sodass man durch Lücken oder Spalten in das Bild „hineinsehen“ kann.
Christiane Mauthe liebt wiederkehrende Formelemente. Gitterstrukturen, parallel geführte Linien, Skripturales, Raster und Kreuzungen als Prinzip des Bildaufbaus sind auch das Thema der Bilder. Diese formalen Prinzipien generieren auch den Inhalt, den Ausdruck der Werke. Die Malmethode ist untrennbar mit dem Ausdruck, dem Wesen der Bilder verbunden. Angeregt wird die Künstlerin durch erlebte und reale visuelle Situationen. So sind in Marokko gesehene Stadtmauern mit regelmäßigen Löchern als Baugerüstbefestigungen ein Anlass für völlig anders geartete Bilder. Abstraktion ist eine Qualität des Denkens und kein „Malstil“. Der inspirierende Auslöser wird gedanklich erweitert. Es wird nicht abgebildet, sondern auf einer allgemeineren Ebene ein Prinzip erkannt und transzendiert. Das Ergebnis sind dann Bilder, in denen man vielerlei erblicken oder damit assoziieren kann. Seien es Lichtbrechungen, physikalische Vorgänge oder keimendes Leben – egal – das Ergebnis des Malvorgangs erzeugt einen „Mehrwert“ im Ästhetischen als Erlebnis von Schönheit und gedanklicher Klarheit.
Giso Westing