Anna Arnskötter
1961 geboren in Greven/Westf
1980 - 1984 Studium der Bildhauerei an der Freien Akademie Nürtingen,
1993 Kunsthochschule Weissensee, Berlin
1995 3. Bildhauerinnen Symposium, Prösitz
1998 Internationaler Schneeskulpturenwettbewerb Nuuk, Grönland
2000 Förderpreis der Darmstädter Sezession 4. Symposium Kulmbach
2002 Stipendium Sommeratelier Kunstverein Greven
2003 Stipendium der Käthe-Dorsch Stiftung, Berlin
2003 Translokationen, Architektur der Nomaden, Symposium, Potsdam
2006 2. Preisträger Kreiselkunstwettbewerb Greven
seit
2012 Mitglied bei Xylon, Deutschland
2013 3. Vogtländisches Grafiksymposium
2014 Realisierung einer Bank aus Beton für Fehrbellin
Lebt und arbeitet in Lentzke, Brandenburg
Ausstellungen:
Einzelausstellungen: (Auswahl)
2006 "Hautnah", Galerie Tobias Schrade, Ulm
2009 „Inwendig“, Galerie ABAKUS, Berlin
2010 „Landeinwärts“, Galerie am Bollwerk, Neuruppin
Galerie TobiasSchrade, Ulm
2012 „Spurwechsel“, Galerie Hoch&Partner, Leipzig (mit Lothar Seruset)
2014 „Gewächshaus mit türkischem Pool“, Galerie Tobias Schrade (mit Bettina van Haaren)
2015 GEHAG-Forum, Berlin
“Reservoire“, Galerie Siedenhans & Simon, Gütersloh
2016 Reflet d´artistes, Galerie op der Cap, Cappellen, Luxemburg (mit Sophie Medawar, Katharina Fischborn)
2017 „Hand und Fuss“, Städt. Galerie Fürstenwalde (mit L. Seruset)
„Volumen und Linie“, Galerie am Bollwerk, Neuruppin (mit Katharina Fischborn)
2018 „Speichern“, Kaponier Kunstverein, Vechta
„lichte Höhe“ Galerie im Kloster Chorin
Gruppenausstellungen: (Auswahl)
2000 "Gastspiel", Ziegelhütte, Darmstadt
2004 "Skulptur im Freiraum", Ziegelhütte, Darmstädter Sezession,Darmstadt
"Gutsherrinnen", Frauenmuseum Bonn
Panzerhalle Potsdam/GroßGlienicke
2008 “Water-please”, Kunstverein Ulm
2009 „Druckfest“, Xylon Deutschland, Kunstverein Reutlingen
„Mixturen“, Galerie Abakus, Berlin
2012 Xylon Deutschland, Kunstverein Reutlingen
LandSchafftKunst IV, Neuwerder
20 Jahre Galerie Kunstück, Oldenburg
„Mittendrin und randvoll mit Kunst“, Kunstverein Ulm
2013 Skulpturenpark Dümmersee
„Künstlerpaare“, AKM Koblenz,
Kunstwoche Kleinmachnow, Landarbeiterhaus
2015 LandSchafftKunst V, Neuwerder
„Druckreif“, Xylon Deuschland, Spendhaus und Kunstverein Reutlingen
Galerie Kunstück, Oldenburg
2016 „Druckreif“, Xylon Deutschland, Spendhaus Reutlingen
Drostei Pinneberg
Kloster Bentlage, Rheine
„Druckfrisch, under pressure“, Galerie M, Potsdam (mit Rainer Ehrt, Lothar Seruset)
2017 LandSchafftKunst VI, Neuwerder
aquamediale 12, Lübben
„rapture“, Galerie Beukenhof, Belgien
Maison Haute, Brüssel
25. Jahre Galerie Kunstück, Oldenburg
2018 25 Jahre Städt. Galerie Fürstenwalde
Kleine Formate, Galerie M, Potsdam
„In Anschauungen bin ich sehr tolerant, aber Kunst ist Kunst“ Werkschau zu fontane.200 im Landtag Brandenburg
2019 Fontane lesen-mach dir ein bild davon, Galerie am Bollwerk, Klosterkirche Neuruppin,
LandSchafftKunst VII, Grenzlandausstellung 2019, Aabenraa, Dänemark
Von Berlin nach Lentzke und zurück.
Anna Arnskötter ist Bildhauerin, geboren in Greven in Westfalen, sie studierte in Nürtingen und Berlin, wo sie sehr lange lebte, und nun ist sie in Lentzke bei Fehrbellin im Brandenburgischen nördlich von Berlin angekommen. Sie ist viel unterwegs. Als Bildhauerin, als Zeichnerin und als Linol- und Holzschneiderin. Über die Einladung, hierher nach Wedemark zu kommen, hat sie sich sehr gefreut, wie auch ich sehr gerne hierher zurück gekommen bin, um zu Ihnen zu sprechen, diesmal nicht als Bildhauer, sondern als Begleiter von Anna Arnskötters bildhauerischem Schaffen, deren Werk ich seit 20 Jahren hautnah miterlebe, als Hilfskraft habe ich schon beim Aufbau mit angepackt, nun versuche ich eine Annäherung im Gespräch an ihr Werk.
Anna Arnskötter modelliert sowohl in Ton wie in Keramik. In Ton modellierte Arbeiten formt sie danach ab, in Gips oder Silikon. Dann wird die Skulptur in den endgültigen Zustand, in Bronze, gegossen. Früher war das Endmaterial Beton, diese Oberflächen mit einer Mischung aus Gusshaut und gebürsteter Struktur.
In letzter Zeit entstehen vorwiegend Keramiken, die sie in Aufbautechnik herstellt, danach werden sie, wenn sie getrocknet sind, farbig gefasst, meist mit Engoben, weiß, und gebrannt, mit diesem Spiel von rotem Ziegel oder schwarzem Mangan und weißer Bemalung. Und es kommen andere farbige Engoben und Glasuren hinzu mit dem zweiten Brand. Es ist ihr ein Verfahren, das sie eigentlich schon sehr früh gelernt hat, in Nürtingen, als sie in einer Bildhauerklasse mit Schwerpunkt Keramik studierte, das aber erst jetzt wieder ins Zentrum ihres bildhauerischen Schaffens getreten ist. Fragen des Gewichtes spielen dabei ebenso eine Rolle, wie die Möglichkeiten, die in dieser Technik liegen. Es ist die des Aufbauens als Akt des Entstehens, ähnlich dem 3-D Drucker, der Schicht für Schicht sich nach oben arbeitet, und dabei Durchbrüche möglich macht, die im Abgussverfahren nur schwer bis unmöglich zu realisieren wären. Darin liegt der Reiz und die Stärke ihrer Aufbautechnik. Und mit dem Brennen wird eine zweite Komponente, die der Farbe, hinzu gefügt.
Was ist zu sehen in den Skulpturen? Da ist das Haus, da ist die Fabrik, da ist das Boot, die Landschaft, die Treppe, die Anlage, der Turm, Skulpturen, die an Wohnungen ebenso denken lassen, wie an Tempel, es sind Orte, die der Mensch gebaut hat, um einen Schutz zu finden für seine Existenz, um darin zu wohnen, sich zurechtzufinden, es sind Archetypen des menschlichen Lebens, still, als Behausung, sinnstiftende Fragen und Atmosphären drücken sich darin aus. Der Industrieschornstein, er raucht, mit einer Wolke, mit einem Boot, oder einer Fabrik, auf der er thront? Und aus der Rauch entwich, als sie noch Heimstatt der Produktion war.
Nun ist es Skulptur, verweist es auf menschliche Geschichte, auf Architektur, ist es Modell einer Zeit, und wird daneben ganz autonom zur Skulptur. Oder das Haus auf der Wolke, eine neue Arbeit, die Sie hier sehen .
Die Möglichkeiten, den Arbeiten auf die Spur zu kommen, sind weiter gefasst, trotz der konkreten Form und Benennung der Dinge. Aber so einfach ist es dann doch nicht. Und immer wieder geht es um ein Zentrum, um das herum etwas aufgebaut wird, die Identität sucht sich einen sichtbaren Ausdruck. Weit zurück reicht der Grund ihrer Formensuche in kultischen Architekturen der Frühzeit ebenso wie in Industrielandschaften des Ruhrgebietes und ihrer näheren Heimat. Und doch ist es auch ganz diesseitig, ganz aktuell. Ambivalenzen, ein sowohl als auch, Geborgenheit und Weggehen, Liebe und Schmerz…Ein Leuchtturm mit einem Häuserturm darauf. Denn ist nicht Gefährdung und Bedrohung ebenso in den Arbeiten zu sehen, wie etwas, das beschützt werden muss? Das nach Geborgenheit sich sehnt? Daneben stellt sich die Frage nach den Verhältnissen. Einerseits ein Haus, das groß erscheint, da ist das Material, das den Gezeiten trotzt, andrerseits eine Anordnung, die Fragen stellt, etwa nach dem Ausgeliefertsein, oder danach: Reicht das Haus, beschützt es mich wirklich, und, was ist mit dem Umraum? Ökonomie, Ökologie, Krieg und Vertreibung. Das sind inhaltliche wie formale Fragen, die Anna Arnskötter leiten, Lohn versprechen sie nur insofern, als sie uns, dem Betrachter, Ideen an die Hand geben, aus einem Wissen heraus, dass das einmal ein Zentrum war, mit einer Geschichte. Und: die Betrachtung dieser klar gebauten Formen mit Strenge hat eine Ästehtik, die in ihrer sachlichen Form beides hat: Wärme und Kühle. Und Schönheit.
Zu den Titeln, zu drei, vier Arbeiten:
Turmspeicher, die größte Arbeit in der Ausstellung ist aus dem Jahr 2014. Begonnen hatte Anna Arnskötter diese Arbeit auf der Kunstwoche in Kleinmachnow, im Jahr 2013. Zuerst legte sie einen kasettenartigen Rundbau an, in dessen Mitte ein sich verjüngender Trichter eingearbeitet wurde, der von unten nach oben sich verbreitert und durchgehend angelegt wurde. Da dachte Anna Arnskötter noch nicht an eine Skulptur mit einer Gesamthöhe von 181 cm. Im Atelier nach der Kunstwoche arbeitete sie weiter, zeichnete und trieb die begonnene Arbeit weiter voran, baute auf dem schon beendeten Teil auf, und summierte sie schließlich zu fünf Teilen, die erst dadurch zu dieser Skulptur wurde. Sowohl ein Speicher wie ein Turm, beides, mit Wasser hat er in jedem Fall zu tun, ob als Speicher, oder als Leuchtturm, oder als modern umgebauter Wohnturm, das ist so leicht nicht zu sagen. Unten, das ist der Aufbau eines Leuchtturmes, aber schon die Kassetten darüber können Verschiedenes sein, es ist auch ein Kleid, eine in die Architektur gewanderte Figur. Aber gerade darin liegt auch ihr Reiz. Es ist eine Skulptur, die wassergetrunken Aussichts- und Wachturm sein könnte und den Assoziationen Möglichkeiten anbietet, ohne eine Deutungshoheit für sich zu reklamieren, sondern Spuren legt, die dem Betrachter eine Zwiesprache anbietet, mit dem existentiellen Gehalt eines Geheimnisses.
Dann 2 Skulpturen aus der Serie Kleine Bauten. Unterschiedliche Haustürme, die in Wabennetzstrukturen sich nach oben schieben, geschoben haben, sie bergen Häuser, werden zu Türmen, deren oberstes Rund ein Wasser- oder Speicherturm sein könnte. Es ist vergleichsweise eine leichte Angelegenheit , dieses luftige Wohnen in solchen Höhen, und darüber ein Reservoir zu wissen, das hat schon eine Qualität, die wir uns wünschen, über uns ein Energiezentrum. Denn die Energiefrage könnte darin enthalten sein.
Der traditionelle Werkstoff Keramik, er wird wieder gebraucht, verwendet, unverbraucht und virtuos wird er eingesetzt, dieses uralte Material, das scheinbar in den Archiven der Regionalmuseen verschwunden schien, eingelagert wie ein vergangener Schatz, er wird wieder neu entdeckt. Und hier in Aufbautechnik, als freie Plastik umspielt sie die Möglichkeiten des bildhauerischen Schaffens, die eine ihr eigentümliche Schönheit mit allen Widersprüchen in sich trägt auf der Suche nach Bewahren und nach Form. Angeregt durch die Beschäftigung mit Wasser, mit Wasserspeichern hat sie aus der Schneckenform die Zisterne, die Lehmbecken, die den Monsunregen auffingen, als Form genommen und ihn in die Tiefe, und mit ihrem Gewächsturm in die Höhe getrieben. Und sie ist durch die Beschäftigung mit Fontane und seiner Zeit zu Fabrikanlagen und zu Schloßbauten gekommen, die sie in der ihr eigenen Weise thematisiert und in Beziehung setzt zur Jetztzeit.
Hierzu gehört die neueste Arbeit, Wolkenfabrik (Zustand), frisch gebrannt steht sie nun hier im imago Kunstverein als Säule, als Turmbau mit angedeuteten Öffnungen, als Säule, wie sie in den Industriebauten der frühen Industrialisierung eingesetzt wurden für den Eisenguss, beim Haus- und Fabrikbau, und sie trägt nun nicht mehr den Unterzug im Hausbau, Gutehoffnunghütte, sondern das Modell der Fabrik, in der so etwas gegossen worden sein könnte und ist gleichsam der Träger der eigenen Produktion als ein auf seine Funktion verweisendes Architektur- und Geschichtsmodell.
Die Linol- und Holzschnitte schaffen durch die grafische Übersetzung etwas Eigenständiges, Landschaftliches mit Farbklängen und austarierten Kompositionen. Und wir sehen Linolschnitte, die hier zum Teil zum ersten Mal ausgestellt werden. Wieder Architektur und Landschaft, Anlagen, Figuren, Industrieareale und Vögel im Himmel, mit Bauten im Erdreich, eine Biogasanlage, ein LPG Agrarhof, vereinzelt Figuren, und Verweise auf die Themen ihres bildhauerischen Schaffens finden sich in den eigenständigen Drucken wieder.
Meine Damen und Herren, liebe Anna, liebe Frau Loewener, liebe Frau Fahnemann, ich hoffe, Sie werden ein wenig fündig bei der Suche, bei dem Spaziergang durch Anna Arnskötters Werk.
Nehmen Sie den sehr schönen Katalog, Reservoire, zur Hand, mit seinen Abbildungen, in dem weitere Texte unter anderem von Carsten Probst zu lesen sind, die in das Werk einführen, welches Sie hier in konzentrierter Form ausgestellt sehen.
Und: Alle Arbeiten sind verkäuflich, wir Künstler leben schließlich nicht nur von Luft und Liebe. In diesem Sinne
Vielen Dank!